Geschichte

Die Geschichte der Notfalldarstellung

Ausgehend von Erfahrungen der Britischen Armee im zweiten Weltkrieg trugen zunächst Berufsschauspieler als Mimen dazu bei, Sanitäter an den Anblick von Verletzungen zu gewöhnen (1942 - 1944). Sie bildeten mit Hilfe der im Theater üblichen  Schminkmaterialien Wunden nach, die bei Einsatzübungen in realitätsnahen Situationen zur Anwendung kamen.

In Großbritannien, Dänemark und der Schweiz wurden 1944 (in Frankreich: 1950; in Schweden:1953) erste Unterlagen erstellt bzw. Hilfsmittel entwickelt, die sich speziell auf die möglichst naturgetreue Darstellung von Wunden beziehen bzw. hierbei Verwendung finden.

In der Bundesrepublik Deutschland wurden nach anfänglicher Verwendung von Verletzungs-Karten ( bis ca. 1950 )  seit etwa 1951 zunächst Moulagen in Form von Gummiattrappen angeboten, die am Körper angebunden wurden. 1954 erschienen dann erstmals -herausgegeben vom Jugendrotkreuz- "Blätter über Realistische Unfalldarstellung".

Seit 1955 wurde dann vom DRK in mehreren Auflagen die Broschüre "Realistische Unfalldarstellung" (Dr. Gerlach / Stoeckel) herausgegeben, ergänzt im Jahre 1968 durch die "Arbeitsmappe Realistische Unfalldarstellung" (Körner).

Wegen schlechter Erfahrungen mit dem bis dahin bekannten unzulänglichen Materialangebot (Verletzungs-Karten, Moulagen) wurde 1964 der Schminkkasten "Mehlem 64" entwickelt, der nach zahlreichen Verbesserungen und Ergänzungen zwischen 1965 und 1985 bis heute gebräuchlich ist. Eine Abwandlung zu diesem Schminkkasten stellt der Schminkkoffer "Bavaria 91“ dar, der sich durch ein leicht erweitertes Material- und Zubehörangebot auszeichnet.

Die neueste Entwicklung auf dem Gebiet der Schminksets ist der Schminkkoffer "Westfalen“. Zum Zeitpunkt der Leitfadenerstellung befand sich bereits eine kleine Ausführung dieser sehr anspruchsvollen und nicht sehr billigen Variante in der Art des Typs "Münster“ in Vorbereitung.

Auch im DRK der ehemaligen DDR wurde die realistische Darstellung von Unfallsituationen als ein Mittel zur Verbesserung des Aus­bildungsniveaus und der psychischen Belast­barkeit der Helfer genutzt. Die Informationen zur Verletzung waren auf Geschädigten­karten (verbale Beschreibung mit oder ohne bildliche Darstellung) zusammengefasst und später mit verschiedenen Schminkmaterialien und der ebenso wichtigen schauspielerischen Darstel­lung gegeben. Die vielen individuellen Initiati­ven von Rotkreuz Helfern erhielten Anfang der 60`er Jahre durch die Broschüre "Die realisti­sche Unfalldarstellung - Eine Anleitung für DRK-Lehrkräfte“ eine einheitliche Form. Das Schminksortiment "RU/K Sortiment DRK“ der Firma Coloran und die Dia-Reihe “Realistische Unfalldarstellung“ standen für die laut Rahmen­lehrplan 22 Stunden umfassende Ausbildung als Unterrichtsmittel zur Verfügung.

Eine andere Richtung erhielt die RUD im DRK der DDR mit dem Vorschlag von Herrn Werner Stammberger vom 3.11.1973 zur Herstellung von Wundmoulagen. Diese dünnen Gummiapplikationen wurden maschinell produziert und mit Hand bemalt. Sie kamen in Verbindung mit den bis dahin üblichen Schminkmaterialien zum Einsatz und sollten dazu beitragen, in kurzer Zeit mit möglichst geringem Aufwand viele Verletzte als Darsteller vorzubereiten.

Deutschland (1980–2004): DRK-intern begann man 1984 mit der Erstellung einer bundeseinheitlichen Lehrunterlage für die Ausbildung in Realistischer Unfalldarstellung. Nach dem Zusammenschluss beider Verbände des DRK wurden die Lehr- und Lernmaterialien gemeinsam weiterentwickelt. Die Leitfäden »Realistische Unfalldarstellung Grundausbildung« und »Aufbaulehrgang« sowie das begleitende Handbuch für die Realistische Unfalldarstellung erschienen im Zeitraum von 1995 bis 1997

Mitte der Neunziger waren auf dem Gebiet der Schminkmaterialien neue Entwicklungen zu beobachten. Immer mehr Materialien aus dem professionellen Bereich des Theaters bzw. aus Film und Fernsehen hielten Einzug in die Schminkkoffer.

2004 lud der DRK-Bundesverband die Landesverbände dazu ein, bei der Erstellung neuer Lehrunterlagen zur Notfalldarstellung und eines entsprechenden Handbuches Notfalldarstellung mitzuwirken. Verschiedene Vertreter der Landesverbände bildeten zu diesem Zeitpunkt die Bundesarbeitsgruppe Notfalldarstellung. Diese agiert ehrenamtlich und hat einzig den Auftrag, die genannten Materialien zu entwickeln. Dies geschieht unter der inhaltlichen Mitwirkung der auf Landesebene existierenden Arbeitsgruppen.

2006 wurden den beschlussfähigen Gremien (Bundesausschuss des JRK, Bundesausschuss der Bereitschaften, Ausschuss Ehrenamtlicher Dienst) das gesamte Lehrgangskonzept, die Curricula

des Grundlehrgangs Notfalldarstellung sowie der vertiefenden Aufbaumodule Schminken, Darstellen sowie Planung und Durchführung von Notfallsituationen vorgelegt und von diesen unter Kenntnisnahme der nun geführten Bezeichnung »Notfalldarstellung« beschlossen.

Aktuelle Lehr- und Lernunterlagen des DRK zum Thema Notfalldarstellung – unter Einbeziehung moderner methodisch-didaktischer Konzepte – sind entstanden. Im Dezember 2009 erschien der Grundlehrgang als DVD »Notfalldarstellung für Lehrkräfte im DRK«.

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